Ist es möglich, strukturierte Produkte und SRI miteinander zu vereinbaren?

Claire Douchy, Société Générale Private Banking

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Legt man die Definition von SRI eng aus, so gehören strukturierte Produkte nicht zu den SRI-Anlagen. Die Frage ist nicht so einfach.

Bevor wir beleuchten, inwieweit ein strukturiertes Produkt eine SRI-Anlage sein kann, muss klar sein, was unter einem strukturierten Produkt zu verstehen ist. 

Es handelt sich um ein Anlagemedium, das aus verschiedenen Finanzinstrumenten zusammengesetzt wird. Strukturierte Produkte werden in der Regel auf der Basis von Euro Medium Term Notes (EMTN) aufgebaut, bei denen es sich um vorrangig von Banken begebene Schuldtitel handelt, die auch mehr oder weniger komplexe und an einen Basiswert gekoppelte Derivate umfassen. Bei diesen Basiswerten kann es sich beispielsweise um Währungen, Aktien oder Anleihen, Indizes oder Rohstoffe handeln.

Diese Art von Produkten ermöglicht darüber
hinaus die Investition in sämtliche Anlageklassen.

Diese Art von Produkten ermöglicht darüber hinaus die Investition in sämtliche Anlageklassen mit unterschiedlicher Laufzeit und verschiedensten Risikoprofilen. Ihre Flexibilität und die Tatsache, dass sie ausgehend von bestimmten Voraussetzungen den Anlagebetrag betreffend individuell gestaltet werden können, machen sie zu einem Muss im Angebot von Privatbanken für ihre besonders vermögenden Kunden. Diese erhalten jedoch den Hinweis, dass sie über geeignete Kenntnisse und Erfahrungen mit diesen Produkten verfügen und dass die Produkte ihren Risikozielen und ihrem Anlagehorizont entsprechen sollten. 

Können strukturierte Produkte also Privatkunden angeboten werden, die auf der Suche nach sozial verantwortlichen Anlageinstrumenten sind? 

Folgt man der offiziellen Definition von SRI-Anlagen1, deren Zielsetzung es ist, ökologische, soziale und Governance-Faktoren (Environment, Social and Governance, ESG) bei Anlageentscheidungen zu berücksichtigen, um Risiken besser zu managen und dauerhafte positive Renditen zu erzielen, könnte man im ersten Moment versucht sein, diese Frage mit Nein zu beantworten. Ursache dafür sind die in den strukturierten Produkten enthaltenen „Derivate“, die aus SRI-Portfolios ausgeschlossen werden, weil sie als spekulativ gelten und daher mit nachhaltigen Anlagegeschäften unvereinbar sind. 

Berücksichtigt man jedoch die Absicht des Anlegers, mit seiner Anlage finanzielle Erträge mit positiven Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung zu kombinieren, sind bestimmte Lösungen, die diesen Zielsetzungen gerecht werden, durchaus vorstellbar. 

Es gibt strukturierte Produkte, die Möglichkeit bieten,
einen Teil der Erträge einem guten Zweck zuzuführen.

Dies ist beispielsweise der Fall bei strukturierten Produkten, deren Basiswert ein Index oder ein Korb ausgewählter Wertpapiere ist, bei dessen Auswahl ESG-Kriterien zur Anwendung kommen. Sofern die Rendite des Produkts erfolgreich an die Kursentwicklung der enthaltenen Wertpapiere gekoppelt ist, seine Laufzeit (d. h. die Anlagedauer) ausreichend lang (mehrere Jahre) und ein Abziehen der Anlage vor einem bestimmten Fälligkeitszeitpunkt (mindestens ein Jahr) nicht möglich ist, sind die Voraussetzungen dafür gegeben, das Produkt in ein nachhaltiges Portfolio aufzunehmen. 

Darüber hinaus gibt es strukturierte Produkte, die Möglichkeit bieten, einen Teil der Erträge einem guten Zweck zuzuführen. Bei dieser Art von Produkten erhält eine Nichtregierungsorganisation (NRO), welche sich für die Erreichung eines Ziels oder mehrerer Zielsetzungen mit einem Bezug zur nachhaltigen Entwicklung einsetzt, eine Spende, die sich in ihrer Höhe nach dem vom einzelnen Anleger investierten Betrag richtet. Da die Spende direkt mit der Anlage verknüpft ist, kann auch davon ausgegangen werden, dass mit der Anlage selbst ein tatsächlicher Nutzen für die Gesellschaft geschaffen wird. Auch in diesem Fall gilt: Soweit der Basiswert ESG-Kriterien in angemessenem Masse abdeckt, wäre dieses Produkt in jedem Fall für die Aufnahme in ein nachhaltiges Portfolio geeignet. 

Während bestimmte Finanzprodukte ohne jeden Zweifel als sozial verantwortliche Anlagen eingestuft werden können, ist die Situation im Falle strukturierter Produkte deutlich komplexer. Richtet man das Augenmerk jedoch auf die Zusammensetzung des Produkts, können nachhaltige Zielsetzungen gleichwohl erreicht werden. Ausserdem können Kunden, die mit ihrem Ersparten aktiv dazu beitragen möchten, den Herausforderungen, vor denen unsere Welt steht, zu begegnen und eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, attraktive und wirksame Lösungen angeboten werden. 

1  Siehe United Nation – principles for responsible investment https://www.unpri.org/pri/what-is-responsible-investment

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